Mittwoch, 25. Juli 2012

Kampf am Margarethenkapf

`Was leuchtet dort so blau zwischen den hohen Tannen,
Am Schellenberg drüben? Wacht auf, ihr guten Mannen!´
Jetzt sieht man sie schon, die Kolonnen im Nofler Wald,
Durch die Tostner Au zieh‘n sie herauf; hier steh‘n sie bald!
Der General in buntem Rocke wohlan,
Führt wenigstens fünftausend Franzmänner an.

`Du, mit dem blonden Lockenhaar und der Stirn so breit!
Melde dem Nachbauer, dass die Zeit ist nun so weit!´
Dem Massena wär’ der Fall der Stadt grad recht,
Doch mit uns wider ihn, gelingt ihm das schlecht!
Der tapfre Landsmann kämpft und macht sich keine Schand’.
Alles weit‘re liegt dann in Gottes gnäd‘gner Hand.

`Seht! Der Franzos‘  marschiert ganz ungestüm,
Gebiert sich gar zu sicher und zu kühn.
Er hält uns für einfach’ Volk, für Bauersleut’,
Lasst uns sehen, dass er dies bitter bereut!´
Die ersten Schüsse fallen, das Mündungsfeuer blitzt,
`Spart Munition und seht zu, dass jede Kugel sitzt!´

Das tosende Wasser zu seiner Linken,
Gerät der Franze rein, wird er ertrinken.
Über das Felsenkapf vor ihm, muss er geh‘n,
Will er die befestigt’ Stadt dahinter sehn.
Der Weg ist schmal und wir sind obenauf.
`Schießt Männer, haltet immer munter drauf!´

 Es fällt der Mann zu meiner Rechten,
Er wird nun kein Duell mehr fechten.
Die Kugel, die mich selbst treffen sollte, die schnelle,
Steckt in der Mauer der ehrwürdigen Kapelle.
`Lasst mir  keinen Welschen durch das runde Tor                                                             
Gleich welch’ Tapferkeit er Bonaparte schwor!´

 `Seht, dort unten ins alte Bauernhaus
Tritt ein General ein; die freche Laus!
Ihr Brüder auf dem Veitskapf, lasst ihn merken
Dass unsereins versteht im Krieg das Werken!´
Das Mündungsfeuer der Kanone zeigt an den Schuss,
Mit dem dreisten General ist nun gewisslich Schluss!

Die Reihen des Feinds werden immer lichter,
Bleich sind ihre erstarrten Angstgesichter.
Doch oh weh, uns fehlt die Munition!
Kein Verzagen, das richtet sich schon!
Wenn des Menschen Material ist zu Ende,
Bringt der Natur Mittel gleichfalls die Wende.

 `Nehmt die Brocken vom Gefelse hier,
So will es der Siegmund, sagte er mir!´
Hoch damit und geworfen ins feindlich‘ Ziel!
So bewirken wir trotz der Umständ‘  noch  viel.
`Ha, so ist es recht, so lohnt sich der Schweiß,´
Dem Franzosen wird’s allemal zu heiß!

 `Hurra, es lebe Land und Kaiser!´
Der Feind dreht um, wird immer leiser.
`Seht zu, dass ihr noch so manchen erwischt,
Dass uns die Truppe nicht völlig entwischt!´
Doch zu gering ist uns’re Zahl an Leuten,
Und ohne Kugeln lässt sich nichts erbeuten.

Hat der Rauch sich danach verzogen,
Wird `s Gescheh’ne grob abgewogen.
Fiel so mancher auch bei uns und musste manches brennen,
Massena hat vielfacheren Verlust zu bekennen!
Nie, seit Menschengedenken in unsr‘m Land,
Ward je eine größere Schlacht wohl entbrannt!


Der Text erinnert an die Schlacht bei Feldkirch vom 22. und 23. März 1799, als französische Truppen nachdem sie den Rhein von der Schweiz her überquert hatten, versuchten die Stadt Feldkirch in Vorarlberg einzunehmen, was die österreichischen Linientruppen und der Landsturm erfolgreich verhindern konnten. Der Margarethenkapf bildet eine Engstelle über dem Fluss Ill, die einer der wenigen Zugänge war, um die dahinter liegende Stadt anzugreifen. Mit `Sigmund´ ist der Freiheitskämpfer Josef Sigmund Nachbauer aus Rankweil-Brederis gemeint.